Charité-Studie nutzt Maschinenperfusion zur Erhöhung verfügbarer Spenderlebern

In Deutschland stehen deutlich weniger Spenderlebern zur Verfügung als benötigt, was für viele Patienten auf Wartelisten fatale Folgen hat. Bis zu einem Drittel der Betroffenen werden während der Wartezeit zu krank für eine Transplantation oder versterben. Ein Forschungsteam der Charité – Universitätsmedizin Berlin adressiert dieses Problem mit der ExTra-Studie, die die Verfügbarkeit von Spenderlebern steigern soll. Die Studie setzt auf normotherme Maschinenperfusion, eine Technik, die Spenderlebern, die zunächst als nicht transplantabel eingestuft wurden, auf ihre Eignung prüft. Durch diese Methode könnten Wartezeiten verkürzt und Leben gerettet werden.
Der Clou: Die normotherme Maschinenperfusion versorgt Spenderlebern bei Körpertemperatur mit einer nährstoff- und sauerstoffreichen Flüssigkeit. Im Gegensatz zur herkömmlichen Kühlung auf Eis, die für gesunde Organe geeignet ist, ermöglicht die Perfusion eine Regeneration nach dem Transport. Sie reduziert Reperfusionsschäden, die bei der Wiederherstellung der Durchblutung im Körper des Empfängers auftreten und zu Abstoßungen oder Transplantatversagen führen können. Während der Perfusion bleiben die Organe stoffwechselaktiv, was eine genaue Qualitätsprüfung erlaubt. Funktionen wie Gallenproduktion oder Laktatabbau werden mit strengen Kriterien bewertet, um die Transplantationsfähigkeit zu bestätigen. Erste erfolgreiche Transplantationen an der Charité zeigen, dass diese Methode funktioniert.

Die ExTra-Studie, eine prospektiv-randomisierte multizentrische Untersuchung, zielt auf Patienten mit einem Re-MELD-Natrium-Score bis 21 ab, deren Lebererkrankung eine Transplantation erfordert, aber nicht als dringlich gilt. Teilnehmer werden zufällig einer Kontrollgruppe mit regulärer Organverteilung oder einer Interventionsgruppe zugeteilt, die zusätzlich geprüfte „gerettete“ Lebern erhält. 18 von 19 universitären Lebertransplantationszentren in Deutschland beteiligen sich, darunter Aachen, Hamburg, Münster und die Charité, die bereits aktiv sind. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert die Studie mit 1,8 Millionen Euro für zunächst drei Jahre, mit einer geplanten Laufzeit von sechs Jahren.
Das Forschungsteam schätzt, dass jährlich über 100 Spenderlebern aussortiert werden, von denen etwa die Hälfte durch Maschinenperfusion transplantierbar wäre. Dies könnte über 50 zusätzliche Transplantationen pro Jahr ermöglichen, die Wartezeiten deutlich reduzieren und die Überlebenschancen verbessern. Sollten die Ergebnisse die Erwartungen erfüllen, könnte die Technik zum Standard in der Lebertransplantation werden und das Problem des Organmangels abmildern.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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