Bauchfett gefährdet Blutgefäße: Neue Erkenntnisse aus Göttingen

von | Juli 8, 2025 | Forschung, Gesundheit, Nicht kategorisiert

Übergewicht schädigt Blutgefäße, doch die Art der Schädigung hängt stark davon ab, wo sich das Fett im Körper ansammelt. Dies zeigt eine Studie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in Zusammenarbeit mit einem internationalen Forschungsteam. Besonders Bauchfett, auch viszerales Fett genannt, fördert bei Übergewicht einen Umbau der Blutgefäße, der Entzündungen und Funktionsstörungen verursacht und langfristig Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigt. Im Unterhautfett hingegen fanden die Forscher spezielle Blutgefäßzellen, sogenannte fenestrierte Endothelzellen, die in gesundem Zustand positiv wirken, bei Fettleibigkeit jedoch stark zurückgehen.

Die Studie zeigt erstmals, dass weißes Fettgewebe in Bauch- und Unterhautfett unterschiedlich auf Überernährung reagiert, was zu variierenden Gefäßschäden führt. Diese Veränderungen beginnen früher als bisher angenommen und hängen vom Ort der Fettansammlung ab. Ein Schlüsselmolekül namens VEGFA erwies sich als entscheidend für die Erhaltung gesunder Gefäßstrukturen. Sinkt der VEGFA-Spiegel durch fettreiche Ernährung, verlieren Blutgefäße ihre Funktion, ein Mechanismus, der sowohl in Tiermodellen als auch in menschlichem Fettgewebe nachweisbar ist.

Vor allem Bauchfett gilt als gefährlich. Ein Grund: Bei Übergewicht kommt es hier zu einem Umbau der Blutgefäße, der Entzündungen und Funktionsstörungen fördert. Das Bild zeigt Blutgefäße innerhalb des weißen Fettgewebes. Die Fettzellen (Adipozyten) sind ausgefüllt mit Speicherfett, dazwischen ziehen sich feine verästelte Blutgefäße (Kapillaren). Bild: umg/andreas fischer, sana hasan
Vor allem Bauchfett gilt als gefährlich. Ein Grund: Bei Übergewicht kommt es hier zu einem Umbau der Blutgefäße, der Entzündungen und Funktionsstörungen fördert. Das Bild zeigt Blutgefäße innerhalb des weißen Fettgewebes. Die Fettzellen (Adipozyten) sind ausgefüllt mit Speicherfett, dazwischen ziehen sich feine verästelte Blutgefäße (Kapillaren). Bild: umg/andreas fischer, sana hasan

„Dieser Mechanismus ist nicht nur im Tiermodell, sondern auch im menschlichen Fettgewebe nachweisbar“, sagt Prof. Andreas Fischer, Direktor des Instituts für Klinische Chemie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG). „Das eröffnet neue Ansätze, wie wir die Gefäßgesundheit bei Adipositas erhalten oder wiederherstellen können.“

Durch modernste Einzelzellanalysen, bildgebende Verfahren und genetische Experimente bietet die Studie neue Einblicke in die Adipositasforschung. Die Ergebnisse könnten die Grundlage für Therapien bilden, die gezielt die Gefäßgesundheit verbessern und Folgeerkrankungen wie Diabetes oder Herzinfarkt verhindern. Die Erkenntnisse unterstreichen, dass Blutgefäße eine zentrale Rolle in der Forschung zu Übergewicht und Stoffwechselkrankheiten spielen.

Original Paper:

Obesity drives depot-specific vascular remodeling in male white adipose tissue | Nature Communications


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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