AWMF warnt vor Kürzungen beim Innovationsfonds

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) äußert scharfe Kritik an den Sparplänen des Bundesgesundheitsministeriums für den Innovationsfonds. Die geplante Halbierung der Fördermittel von 200 auf 100 Millionen Euro ab 2027 gefährdet nach Ansicht der AWMF die Entwicklung medizinischer Leitlinien und Versorgungsforschungsprojekte, die zentral für eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sind.
Der Innovationsfonds, eingerichtet zur Förderung innovativer Versorgungsformen und seit 2020 auch für die Erarbeitung evidenzbasierter Leitlinien, steht vor einer temporären Kürzung. Diese Maßnahme soll den Bundeshaushalt entlasten, wirkt sich jedoch direkt auf Projekte aus, die die Patientenversorgung verbessern. In der Vergangenheit wurden die Mittel für Leitlinien vollständig ausgeschöpft, da sie neben Forschungsinitiativen maßgeblich zur Qualitätssicherung beitragen. Die AWMF fordert daher, dass die volle Fördersumme spätestens ab 2027 wieder bereitgestellt wird, um langfristig innovative und patientenzentrierte Ansätze zu sichern.
Prof. Rolf-Detlef Treede, Präsident der AWMF, betont die Risiken einer solchen Einschränkung. Die Reduzierung könne zu einer spürbaren Beeinträchtigung der Versorgungsqualität führen, insbesondere da Leitlinienprojekte in der Regel ehrenamtlich von Fachgesellschaften getragen werden und nur teilweise gefördert sind. Viele Entwicklungen basieren auf unentgeltlicher Arbeit, doch die Förderung deckt wesentliche Kosten für Evidenzrecherchen und Koordination ab.

Prof. Kopp, Leiterin des AWMF-Instituts für Medizinisches Wissensmanagement (AWMF-IMWi), unterstreicht den systemischen Nutzen. Leitlinien ermöglichen eine effektivere und kostengünstigere Versorgung, indem sie evidenzbasierte Empfehlungen für den Klinikalltag liefern. Eine Kürzung hier würde am falschen Ende sparen und letztlich die Patienten benachteiligen, da das Gesundheitssystem insgesamt von diesen Investitionen profitiert. Die AWMF-IMWi unterstützt Leitliniengruppen durch Beratung, Moderation und Werkzeuge, um hochwertige Standards zu gewährleisten – ein Prozess, der ohne ausreichende Mittel an Qualität einbüßen könnte.
Die Förderung erfolgt über den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG), das Themen priorisiert, etwa seltene Erkrankungen oder komplexe Versorgungsbereiche. Die AWMF schlägt regelmäßig Schwerpunkte vor, um Lücken in der Evidenz zu schließen. Im Jahr 2025 laufen noch laufende Bekanntmachungen für Förderanträge, doch die Kürzung ab 2027 wirft Schatten auf zukünftige Aufrufe.
Die AWMF sieht die Kürzung als einmalige Maßnahme, warnt jedoch vor bleibenden Schäden. Sie appelliert an Entscheidungsträger, die Bedeutung des Fonds für die Resilienz des Gesundheitssystems anzuerkennen. Ohne stabile Finanzierung könnten Interdisziplinarität und Aktualisierung von Leitlinien leiden, was sich negativ auf die patientenzentrierte Medizin auswirke. Die Fachgesellschaften betonen, dass ehrenamtliche Beiträge allein nicht ausreichen, um den Bedarf an hochwertigen Leitlinien zu decken.
Dieser Konflikt spiegelt breitere Debatten um Haushaltsdisziplin wider, doch Experten mahnen: Investitionen in Wissensmanagement sind essenziell für eine zukunftsweisende Versorgung. Die AWMF plant, ihre Position in Dialogen mit Politik und Verwaltung weiter zu vertreten, um die Förderung langfristig zu sichern.
VORSCHAU: Der Deutsche Kongress für Laboratoriumsmedizin (DKLM) 2025 verspricht spannende Einblicke in die Schnittstelle von Wissenschaft und klinischer Praxis. Unter dem Leitmotiv „Science for Precision Medicine“ laden die Deutsche Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) sowie der Dachverband für Technologen/-innen und Analytiker/-innen in der Medizin Deutschland e.V (DVTA) Fachleute aus Forschung, Klinik und Industrie ein, sich am 23. und 24. Oktober im Congress Center Leipzig (CCL) zu treffen. Der zweitägige Event richtet sich an Laborärzte, Biomedizinische Analytiker und Entscheidungsträger, um aktuelle Fortschritte in der Diagnostik zu diskutieren und Netzwerke zu stärken. Bereits am 22. Oktober findet die feierliche Eröffnung des Kongresses mit der Verleihung der MedLabAwards im Salles de Pologne statt.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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