Atopisches Ekzem erhöht Suizidrisiko

Erwachsene mit atopischem Ekzem leiden deutlich häufiger unter Selbstmordgedanken als die Allgemeinbevölkerung, wie eine neue internationale Studie auf dem Kongress 2025 der Europäischen Akademie für Dermatologie und Venerologie zeigt. Die Untersuchung „Scars of Life“, eine der umfangreichsten weltweit zu diesem Zusammenhang, befragte 2024 insgesamt 30.801 Erwachsene in 27 Ländern, darunter 15.223 mit ärztlich diagnostiziertem atopischem Ekzem und 7.968 Kontrollpersonen ohne die Erkrankung. Die Ergebnisse unterstreichen die weitreichenden psychischen Belastungen der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung, die weltweit mehr als 200 Millionen Menschen betrifft und durch wiederkehrende Schübe trockener, juckender und entzündeter Haut gekennzeichnet ist.

Die Teilnehmenden mit atopischem Ekzem wurden je nach Auftreten der Erkrankung in der Kindheit, Jugend oder im Erwachsenenalter gruppiert und gaben in einem umfassenden Online-Fragebogen Angaben zu soziodemografischen Daten, Selbstmordgedanken, Schweregrad von Juckreiz und Hautschmerzen, Gesamtschwere der Erkrankung sowie hautbezogener Stigmatisierung preis. Insgesamt berichteten 13,2 Prozent der Betroffenen über Selbstmordgedanken, im Vergleich zu 8,5 Prozent bei den Kontrollpersonen. Dieses erhöhte Risiko zeigte sich unabhängig vom Beginn der Erkrankung: Alle Untergruppen wiesen eine höhere Prävalenz auf als die Vergleichsgruppe.
Neben den physischen Symptomen wird zunehmend die Belastung für die psychische Gesundheit anerkannt, einschließlich Angststörungen, Depressionen und sozialer Stigmatisierung. Die Studie identifizierte mehrere Faktoren, die das Suizidrisiko verstärken. Jüngere Erwachsene unter 30 Jahren hatten ein um 60 Prozent höheres Risiko (Odds Ratio 1,6), ebenso Personen mit Adipositas (OR 1,29). Klinische Merkmale spielten eine zentrale Rolle: Mittelschwere bis schwere Erkrankungen verdoppelten das Risiko (OR 2,01), während Juckreiz, Hautschmerzen und hohe Symptomintensität signifikant mit erhöhten Gedanken an Suizid assoziiert waren.
Psychosoziale Aspekte und Schlafstörungen trugen ebenfalls bei. Betroffene mit Selbstmordgedanken erlebten stärkerer Stigmatisierung und häufigere Schlafprobleme, wobei gemischte Schlaflosigkeit – Schwierigkeiten beim Einschlafen und Durchschlafen – besonders stark mit dem Risiko korrelierte (OR 1,78). Die Forscher betonen, dass diese Effekte über die Haut hinausgehen und Selbstmordgedanken ein häufiges, oft übersehenes Problem darstellen.
Die Studie, geleitet unter anderem von Dr. Delphine Kerob, soll Gesundheitsfachkräften helfen, Risikofaktoren früh zu erkennen und gezielt anzugehen, um das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern. Weitere Analysen untersuchen länderspezifische Unterschiede, die kulturelle Einflüsse widerspiegeln könnten. Atopisches Ekzem erfordert daher einen ganzheitlichen Ansatz, der körperliche und seelische Aspekte integriert, um langfristige Komplikationen zu vermeiden.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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