Erstmals unter zwei Millionen Versuchstiere in Deutschland

von | Dez. 11, 2025 | Forschung, Gesundheit

Die Zahl der in Deutschland verwendeten Versuchstiere ist im Jahr 2024 erstmals unter zwei Millionen gesunken. Dies ergibt sich aus der jährlichen Statistik des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren am Bundesinstitut für Risikobewertung. Insgesamt umfasst die Zahl der in Versuchen eingesetzten sowie der zu wissenschaftlichen Zwecken getöteten Tiere 1,95 Millionen. Im Vergleich zum Vorjahr mit 2,1 Millionen stellt dies einen Rückgang von 8,2 Prozent dar. Die Zahl der verwendeten Wirbeltiere und Kopffüßer verringerte sich um neun Prozent auf 1,33 Millionen.

Bei den eingesetzten Tieren dominieren Nagetiere mit 78 Prozent, darunter Mäuse mit 72 Prozent und Ratten mit sechs Prozent. Fische machen 13 Prozent aus, Kaninchen vier Prozent und Vögel ein Prozent. Der Rückgang betrifft nahezu alle Bereiche, insbesondere Versuche zur Arterhaltung, zum Umweltschutz und zu Ausbildungszwecken. Der vermehrte Einsatz von Alternativmethoden in der Forschung könnte zu dieser Entwicklung beigetragen haben.

Das 3R-Netzwerk ermöglicht weniger Tierversuche. Credits: Pexels/Pixabay
Das 3R-Netzwerk ermöglicht weniger Tierversuche. Credits: Pexels/Pixabay

57 Prozent der Tiere dienten der Grundlagenforschung, 15 Prozent der anwendungsorientierten Forschung, die sich auf die Entwicklung neuer Therapien und Medikamente konzentriert. 17 Prozent der Versuche erfolgten zu regulatorischen Zwecken wie Qualitätskontrollen medizinischer Produkte und Sicherheitsprüfungen chemischer Substanzen. Sieben Prozent der Tiere wurden zur Erhaltung genetisch veränderter Populationen genutzt und drei Prozent zu sonstigen Zwecken wie Ausbildung, Umwelt- und Artenschutz. Insgesamt wurden 129.000 Tiere weniger in Versuchen eingesetzt als im Vorjahr.

Ein signifikanter Rückgang zeigt sich bei den überzähligen Tieren, die für wissenschaftliche Zwecke gezüchtet, aber nicht eingesetzt und dann getötet wurden. Diese Gruppe umfasst 1,1 Millionen Tiere, 264.000 weniger als im Vorjahr, was einem Minus von 19 Prozent entspricht. Die Zahlen sinken das dritte Jahr in Folge. Es handelt sich vorwiegend um Mäuse und Fische aus der Zucht genetisch veränderter Versuchstiere.

In der Erforschung von Krankheiten liegt der Schwerpunkt bei Krebsleiden, wo 43 Prozent der Tiere in der angewandten Forschung eingesetzt wurden. In der Grundlagenforschung dominiert mit 22 Prozent die Immunsystemforschung, gefolgt von Neurowissenschaften mit 20 Prozent und Onkologie mit 12 Prozent.

Der Schweregrad der Versuche war überwiegend gering mit 63 Prozent. Mittlere Belastungen machten 28,4 Prozent aus, schwere 3,6 Prozent, was im EU-Vergleich niedrig ist. Fünf Prozent der Versuche erfolgten in Vollnarkose, aus der die Tiere nicht erwacht sind.

Das Tierschutzgesetz und die Tierschutz-Versuchstierverordnung regeln die Genehmigung, Durchführung und Überwachung von Tierversuchen streng. Sie definieren erlaubte Zwecke und fordern eine Prüfung, ob Alternativmethoden verfügbar sind. Die Genehmigung obliegt den für Tierschutz zuständigen Landesbehörden, die die Daten an das Bundesinstitut für Risikobewertung übermitteln. Dieses bereitet sie auf und leitet sie an die Europäische Kommission weiter, basierend auf der EU-Richtlinie 2010/63/EU. Seit 2020 veröffentlicht das Bundesinstitut für Risikobewertung die Zahlen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung ist eine unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat. Es schützt die Gesundheit präventiv im Public Health und Veterinary Public Health. Es berät Bundesregierung und Länder zu Lebensmittel-, Futtermittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit und betreibt eigene Forschung.

Das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren ist seit 2015 Teil des Bundesinstituts für Risikobewertung. Es koordiniert Aktivitäten zur Reduzierung von Tierversuchen auf das Notwendige und zum bestmöglichen Schutz der Tiere. Es regt Forschungsaktivitäten an und fördert den wissenschaftlichen Dialog weltweit.

Mehr dazu:

Versuchstierzahlen 2024 – Schutz von Versuchstieren

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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