Klinische Studie zeigt Wirksamkeit von HIV-Medikamenten bei fortgeschrittener Erkrankung

von | Dez. 2, 2025 | Forschung, Gesundheit

Eine internationale Studie unter der Leitung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat erstmals die Wirksamkeit zweier HIV-Medikamente bei Menschen mit fortgeschrittener Infektion verglichen. Die bereits am gestrigen Welt-Aids-Tagin der Fachzeitschrift „The Lancet Infectious Diseases“ publizierten Ergebnisse stammen aus 56 Zentren in sieben europäischen Ländern und könnten die Behandlung schwerer Fälle verbessern.

Weltweit leben etwa 40 Millionen Menschen mit HIV, in Deutschland rund 100.000. Ohne Behandlung schwächt das Virus das Immunsystem, insbesondere die CD4-Zellen, was zu AIDS und lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann. Frühzeitig eingesetzte Therapien ermöglichen inzwischen eine normale Lebenserwartung, doch die Wirkung bei spät diagnostizierten Patienten, sogenannten „Late Presentern“ mit weniger als 350 CD4-Zellen pro Mikroliter, war bisher unklar. Diese Gruppe macht etwa die Hälfte der Infizierten aus und hat eine schlechtere Prognose.

Wirksam und sicher, auch bei später Diagnose: MHH-Studie überprüft zwei antiretrovirale Medikamente an Menschen mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung. | Quelle: Karin Kaiser | Copyright: Karin Kaiser/MHH
Wirksam und sicher, auch bei später Diagnose: MHH-Studie überprüft zwei antiretrovirale Medikamente an Menschen mit fortgeschrittener HIV-Erkrankung. | Quelle: Karin Kaiser | Copyright: Karin Kaiser/MHH

Die Studie LAPTOP untersuchte zwei antiretrovirale Medikamente der Erstlinientherapie: einen Integrasehemmer und einen verstärkten Proteasehemmer. Beide verhindern die Virusvermehrung auf unterschiedliche Weise, indem sie entweder das Einbau-Enzym des Virus blockieren oder die Bildung wichtiger Virusproteine stoppen. Rund 450 neu diagnostizierte Erwachsene mit fortgeschrittener Erkrankung wurden randomisiert behandelt, um Wirksamkeit, Immunsystem-Erholung und Nebenwirkungen zu vergleichen.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Integrasehemmer die Viruslast effektiver unterdrückte und weniger Nebenwirkungen verursachte als der Proteasehemmer. Selbst bei extrem niedrigen CD4-Werten unter 50 pro Mikroliter erwies sich das Medikament als zuverlässig. Die Studie empfiehlt den Integrasehemmer daher als bevorzugte Erstlinientherapie für diese Patientengruppe, was eine wichtige Grundlage für zukünftige Behandlungsrichtlinien bietet.

Original Paper:

Integrase versus protease inhibitor therapy in advanced HIV disease (LAPTOP): a multicountry, randomised, open-label, non-inferiority trial – The Lancet Infectious Diseases


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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