Molekulare Signaturen für bessere Diagnose von Lebertransplantations-Abstoßungen entdeckt
Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) hat nach zehnjähriger Arbeit molekulare Signaturen identifiziert, die bei der Diagnose von chronischen Abstoßungen nach Lebertransplantationen helfen könnten. Die Ergebnisse wurden im Fachjournal „Journal of Hepatology“ veröffentlicht und könnten die Transplantationsmedizin revolutionieren.
Lebertransplantationen retten viele schwerkranke Patienten, doch das Risiko einer Abstoßung bleibt bestehen. Dabei unterscheiden sich akute und chronische Formen deutlich. Die akute Abstoßung, bei der Immunzellen die Spenderleber angreifen und die Leberwerte erhöhen, lässt sich relativ gut erkennen und mit angepasster Immunsuppression oder Kortison behandeln, wobei das Risiko dauerhafter Schäden gering ist. Die chronische Abstoßung hingegen, ausgelöst durch Antikörperangriffe auf die Blutgefäße der Leber, verläuft oft unbemerkt, zeigt keine auffälligen Laborwerte und führt bei bis zu 50 Prozent der Fälle zu Vernarbungen, die eine Leberzirrhose oder eine erneute Transplantation nach sich ziehen können. Aktuell wird sie nur durch mikroskopische Gewebeproben diagnostiziert, was schwierig und ungenau ist.

Das Forschungsteam analysierte über 158 Gewebeproben von Patienten aus Hannover und Barcelona, um die Aktivität von Genen, Zytokinen, Komplementfaktoren und der extrazellulären Matrix zu untersuchen. Dabei konnten sie typische molekulare Muster identifizieren, die akute und chronische Abstoßungen voneinander abgrenzen. Besonders Signalwege wie TNF-NF-κB, die zur Vernarbung führen, und die Komplementaktivierung als Teil der angeborenen Immunantwort gelten als Indikatoren für chronische Abstoßungen.
Diese Erkenntnisse könnten die Diagnose revolutionieren, indem sie es ermöglichen, chronische Abstoßungen in Überwachungsbiopsien früher und präziser zu erkennen. Das würde eine gezieltere Therapie mit Immunsuppressiva oder Antikörper-senkenden Maßnahmen wie Plasmapherese ermöglichen. Die Forschung gilt als wichtiger Schritt hin zur personalisierten Medizin, mit dem Ziel, Patienten eine individuell optimierte Behandlung zu bieten und die Lebensdauer des transplantierten Organs zu verlängern.
Original Paper:
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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