Diabetes und Depression: Gegenseitiges Risiko und Belastung für Betroffene

von | Nov. 13, 2025 | Forschung, Gesundheit

Menschen mit Diabetes erkranken etwa doppelt so häufig an Depressionen wie Personen ohne diese Stoffwechselstörung. Das gleichzeitige Auftreten beider Erkrankungen mindert die Lebensqualität, verschlechtert den Diabetesverlauf und erhöht die Kosten im Gesundheitssystem. Anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November stellten Experten des Deutschen Diabetes-Zentrums in einer dar, wie hoch das Risiko für ein gemeinsames Vorkommen ist, welche Maßnahmen bei Depressionen helfen und warum psychische Gesundheit integraler Bestandteil der Diabetestherapie werden sollte.

Diabetes und Depression beeinflussen sich gegenseitig, wobei psychische Gesundheit für eine erfolgreiche Therapie entscheidend ist. Rund 20 Prozent der Diabetespatienten leiden unter Depressionen, verglichen mit 10 Prozent in der Allgemeinbevölkerung. Das Risiko für Depressionen steigt bei Diabetes um 10 bis 60 Prozent, je nach Studie, und umgekehrt erhöht eine Depression die Wahrscheinlichkeit einer Diabetesentwicklung. In einer deutschen Studie entwickelten nach zehn Jahren 15 Prozent der Diabetespatienten eine Depression, gegenüber 12 Prozent ohne Diabetes – eine Zunahme um ein Viertel. Mögliche Ursachen umfassen Medikamente gegen Depressionen, ungesunden Lebensstil, chronische Belastungen durch Diabeteskomplikationen sowie biologische Faktoren wie Entzündungen oder Insulinresistenz im Gehirn.

Symbolbild. Credits: Pixabay.
Symbolbild. Credits: Pixabay.

Bei gemeinsamem Auftreten verschlechtern sich Blutzuckerwerte und Komplikationen häufen sich. Die jährlichen Behandlungskosten betragen etwa 5600 Euro pro Person, gegenüber 3200 Euro bei Diabetes ohne Depression, hauptsächlich durch mehr Krankenhausaufenthalte. Betroffene weisen zudem mehr Krankentage auf.

Diabetes erfordert ständige Aufmerksamkeit, da Betroffene täglich Blutzucker kontrollieren, Ernährung und Bewegung anpassen sowie mit Angst vor Komplikationen umgehen müssen. Studien belegen, dass Gedanken an die Erkrankung alle zwölf Minuten auftreten, was zu emotionaler Erschöpfung führt – einem Vorläufer für Depressionen. Psychische Belastungen mindern Motivation für Bewegung, regelmäßige Ernährung und Therapietreue, was Blutzucker und Prognose beeinträchtigt.

Experten fordern verstärkte Prävention und Früherkennung durch Hausärzte und Diabetologen mittels Screening-Fragebögen oder offenen Gesprächen. Frühe Unterstützung via Schulungen, digitale Angebote oder psychosomatische Beratung kann Depressionen vorbeugen. Betroffenen wird empfohlen, frühzeitig mit Ärzten zu sprechen, sich auszutauschen oder niedrigschwellige Hilfen zu nutzen. Regelmäßige Schulungen, ausreichend Schlaf, Bewegung und ausgewogene Ernährung stärken die Resilienz.

Depressionen gelten oft als Tabuthema, da Betroffene Stigmatisierung fürchten. Es fehlen spezialisierte Psychotherapeuten für Diabetespatienten, mit Wartezeiten von über einem Jahr. Experten plädieren für Integration des Themas in Aus- und Weiterbildung, um Betroffene besser zu verstehen und zu unterstützen.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.