Durchbruch in der ALS-Forschung – Genetische Formen medikamentös kontrollierbar
Zehn Jahre nach der „Ice Bucket Challenge“ zeigt die Forschung Fortschritte bei der Behandlung der amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Bestimmte genetische Formen der Erkrankung sind nun medikamentös kontrollierbar, wobei funktionelle Einschränkungen teilweise reversibel sind. Darauf macht die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) auf ihrem noch bis zum 15 November laufenden Kongress 2025 in Berlin aufmerksam. Dies deutet laut DGN darauf hin, dass weniger unwiederbringlicher Nervenschaden auftritt als bisher angenommen, was Hoffnung für neurodegenerative Erkrankungen weckt.
Antisense-Oligonukleotide (ASO) wie Tofersen, das bei SOD1-Mutationen die Produktion schädlicher Proteine blockiert, führten in einer Studie mit 16 Patienten zu einem Rückgang des Biomarkers Neurofilament-Leichtkette (NfL) bei 58 Prozent der Betroffenen. 60 Prozent berichteten über klinische Verbesserungen. Bei FUS-Mutationen zeigte das ASO Jacifusen in einer Fallserie eine NfL-Senkung von bis zu 82,8 Prozent, mit funktioneller Erholung bei Patienten mit geringer Symptomlast.

Ein neuer monoklonaler Antikörper (AP-101) gegen fehlgefaltete SOD1-Proteine zeigte in einer Phase-2-Studie bei sporadischer und SOD1-ALS vielversprechende Ergebnisse, darunter stabilisierte Krankheitsstadien und verbessertes Überleben. Die Therapie als Infusion ist einfacher als intrathekale ASO-Injektionen. Eine größere Phase-3-Studie soll die Ergebnisse bestätigen.
Eine neue biologische Klassifikation der ALS ermöglicht präzisere Studiendesigns, um zielgerichtete Therapien für Subtypen zu entwickeln. Experten sehen dies als Grundlage für weitere Fortschritte, mit dem langfristigen Ziel, ALS heilbar zu machen.
Original Papers:
[1] Meyer T, Schumann P, Weydt P et al. Clinical and patient-reported outcomes and neurofilament response during tofersen treatment in SOD1-related ALS-A multicenter observational study over 18 months. Muscle Nerve. 2024 Sep;70(3):333-345.
[2] Shneider NA, Harms MB, Korobeynikov VA e al. Antisense oligonucleotide jacifusen for FUS-ALS: an investigator-initiated, multicentre, open-label case series. Lancet. 2025 May 22:S0140-6736(25)00513-6.
[3] https://www.neurimmune.com/news/al-s-pharma-announces-positive-topline-results-from-phase-2-study-of-ap-101-for-the-treatment-of-amyotrophic-lateral-sclerosis-als
[4] Meyer T, Boentert M, Großkreutz J et al. Motor phenotypes of amyotrophic lateral sclerosis – a three-determinant anatomical classification based on the region of onset, propagation of motor symptoms, and the degree of upper and lower motor neuron dysfunction. Neurol Res Pract. 2025 Apr 28;7(1):27.
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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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