Bahnbrechend: Gentechnisch hergestelltes Schlangen-Gegengift entwickelt

von | Nov. 6, 2025 | Forschung, Gesundheit

Ein internationales Forscherteam hat mithilfe von Gentechnik das erste „produktionsreife“ Gegengift für Schlangen wie Kobras und Mambas entwickelt. Die bahnbrechende Forschungsarbeit wurde in Nature von einem Team unter der Leitung der Technischen Universität Dänemark in Zusammenarbeit mit dem Scripps Research Institute, der Liverpool School of Tropical Medicine, der Lancaster University, der University of Northern Colorado, der Universidad Nacional Autónoma de México, der University of Bristol, der University of Liverpool und Sophion Bioscience in Dänemark veröffentlicht.

Dr. Stefanie Menzies von der Lancaster University sagte dazu: „Diese Arbeit zeigt, wie wir das erste „produktionsreife“ rekombinante Schlangenbiss-Antivenin entwickelt haben, das alle Elapidenarten in Afrika abdeckt, darunter Kobras, Mambas und Rinkhals-Schlangen, und das bestehende serumbasierte Antivenine übertrifft.“

Da die Antikörper rekombinant – also mithilfe von Gentechnik – hergestellt werden und nicht von immunisierten Tieren gewonnen werden, ist die zukünftige Herstellung nicht mehr auf den Einsatz von Tieren angewiesen. Dies ermöglicht eine skalierbare, ethische und vollständig definierte Produktion mit gleichbleibender Qualität und Spezifität. Die Hoffnung ist auch, dass dies zu kostengünstigeren Antivenomen führen könnte.

„Indische Brillen-Kobra“ von Scorius ist lizenziert unter CC BY 2.0.https://creativecommons.org/licenses/by/2.0
„Indische Brillen-Kobra“ von Scorius ist lizenziert unter CC BY 2.0.https://creativecommons.org/licenses/by/2.0

Schlangenbisse sind eine vernachlässigte Tropenkrankheit (NTD), die jährlich über 100.000 Todesfälle und 300.000 Behinderungen verursacht, vor allem in armen ländlichen Gemeinden. Schlangenbisse gehören zu den 21 von der WHO anerkannten NTDs, doch töten Schlangenbisse mehr Menschen als die anderen 20 NTDs zusammen.

Die derzeitigen tierischen Gegengifte sind lebensrettend, aber nicht perfekt, da sie Chargenschwankungen, Nebenwirkungen und eine begrenzte Abdeckung von Schlangenarten aufweisen. Die Entwicklung eines Gegengifts, das bei allen Bissen wirkt, ist äußerst schwierig, da jede Schlangenart eine andere Mischung von Toxinen produziert, die Nerven, Blut oder Gewebe angreifen.
In dieser Studie wurde mithilfe von Gentechnik ein rekombinantes Antivenin auf Nanokörperbasis entwickelt, das acht aus Alpakas und Lamas gewonnene Nanokörper kombiniert, die sieben Toxinfamilien von Kobras, Mambas und Ringelnattern – allesamt afrikanische Elapiden – neutralisieren. Zu den Elapiden gehören bekannte Schlangen wie Kobras, Mambas, Korallenschlangen und Seeschlangen.

Die neue Therapie übertraf herkömmliche Serum-Antivenine, verhinderte Todesfälle und Gewebeschäden in Tiermodellen und bot gleichzeitig eine höhere Sicherheit und Konsistenz. Die Arbeit validiert eine rationale, modulare Plattform und beweist, dass eine kleine, definierte Antikörpermischung komplexe Tierplasmaprodukte ersetzen kann.

Original Paper:

Nanobody-based recombinant antivenom for cobra, mamba and rinkhals bites | Nature


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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