AWMF sieht im neuen Forschungsdatenzentrum Gesundheit wichtigen Schritt für europäischen Gesundheitsdatenraum

von | Okt. 13, 2025 | Nicht kategorisiert

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) hat die Eröffnung des Forschungsdatenzentrums Gesundheit (FDZ Gesundheit) beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) als entscheidenden Fortschritt zur Nutzung von Patientendaten für die medizinische Forschung bewertet. Die Einrichtung biete eine zentrale Infrastruktur zur sicheren Bereitstellung und Auswertung von Gesundheitsdaten und unterstütze damit maßgeblich den Aufbau des Europäischen Gesundheitsdatenraums.

Nach Auffassung der AWMF ist es erforderlich, die vorhandenen Daten konsequent nach anerkannten Interoperabilitätsstandards wie FHIR zu digitalisieren. Zudem müsse ein Stufenkonzept für die Integration von Daten aus der Elektronischen Patientenakte (ePA) und medizinischen Registern entwickelt sowie ein Evaluationsplan für den praktischen Nutzen und die Auswirkungen des FDZ Gesundheit erstellt werden. Als Beispiel nennt die AWMF den Abgleich regionaler Versorgungslagen mit den Empfehlungen aus qualitätsgesicherten, digitalen Leitlinien. So könne überprüft werden, welchen konkreten Einfluss die Datennutzung auf Behandlungsprozesse und Ergebnisse in der Versorgung habe.

Credits: AWMF
Credits: AWMF

Die Fachgesellschaften sehen in der neuen Dateninfrastruktur substanzielle wissenschaftliche Vorteile, insbesondere für die Analyse der Umsetzung evidenzbasierter Leitlinien in der realen Versorgungssituation. Zugleich warnt die AWMF vor einer überhöhten Interpretation der aktuell im FDZ Gesundheit verfügbaren Abrechnungsdaten, da diese aufgrund ihrer erlösorientierten Erfassung kein vollständiges und unverzerrtes Bild des Gesundheitszustands in der Bevölkerung liefern könnten.

Für belastbare Aussagen zur zukünftigen Gesundheitsversorgung sei eine Ausweitung und Standardisierung der Datenerfassung nötig, unter anderem durch die Nutzung aktueller WHO-Kodiersysteme. Im Rahmen des europäischen Gesundheitsdatenraums könne die ePA eine zentrale Rolle spielen, sofern sie klinische Patientendaten unabhängig von deren Abrechnungsrelevanz abbildet. Die AWMF kündigte an, das BfArM sowohl bei der Weiterentwicklung des FDZ Gesundheit als auch bei der Harmonisierung nationaler Kodiersysteme aktiv zu unterstützen.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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