Neue Empfehlungen für die Langzeitnachsorge von jungen Krebspatienten

von | Sep. 10, 2025 | Forschung, Gesundheit

Ein interdisziplinäres Team der Universitätskliniken Leipzig und Dresden sowie des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT/UCC) Dresden hat eine umfassende Analyse von über 13.000 Publikationen durchgeführt und daraus 32 Empfehlungen für eine langfristige, effiziente und maßgeschneiderte Nachsorge von Jugendlichen und jungen Erwachsenen (AYA, 15–39 Jahre) mit Krebserkrankungen entwickelt. Die Studie, veröffentlicht im Journal of Cancer Survivorship, zielt darauf ab, Wissenslücken zu den Langzeitfolgen von Krebstherapien in dieser Altersgruppe zu schließen.

Die Heilungsraten bei jungen Krebspatienten sind hoch, doch die intensiven Therapien bergen Risiken für langfristige physische und psychische Nebenwirkungen. Im Gegensatz zur Kinderonkologie, wo individuelle Nachsorge etabliert ist, fehlt es bei AYAs an systematischen Daten zur optimalen Nachsorge. Die Vielfalt an Diagnosen und Behandlungen erschwert die Entwicklung einheitlicher Standards. Die neue Übersichtsarbeit bietet eine fundierte Grundlage für Onkologen und Allgemeinmediziner, um die Gesundheit und Lebensqualität von Betroffenen zu sichern, unnötige Untersuchungen zu vermeiden und Folgeerkrankungen frühzeitig zu erkennen. Besonders die psychische Belastung nach einer Krebserkrankung wird als zentraler Aspekt hervorgehoben.

Das Dresdner AYA-Team: Theresa Müller, Dr. Judith Lohse, Dr. Katharina Egger-Heidrich. | Quelle: Michael Kretzschmar | Copyright: Universitätsklinikum Dresden
Das Dresdner AYA-Team: Theresa Müller, Dr. Judith Lohse, Dr. Katharina Egger-Heidrich. | Quelle: Michael Kretzschmar | Copyright: Universitätsklinikum Dresden

Die Studie entstand im Rahmen des Konsortiums der „LE-Na“-Studie, die seit 2023 deutschlandweite Strukturen für die Langzeitnachsorge ehemals krebskranker Kinder und Jugendlicher entwickelt und evaluiert. Das interdisziplinäre Team aus Onkologen, Psychologen, einer Lungenfachärztin und einer Frauenärztin betont die Notwendigkeit einer ganzheitlichen Nachsorge, die sowohl medizinische als auch psychosoziale Bedürfnisse berücksichtigt.

Am NCT/UCC Dresden werden die Angebote für junge Krebspatienten kontinuierlich ausgebaut. Ein AYA-Guide unterstützt Erkrankte zwischen 16 und 28 Jahren durch eine Ansprechperson in ihrem Alter, die den Austausch mit Gleichaltrigen fördert. Dies ist im Krankenhausalltag oft schwierig, da AYAs häufig zwischen Kinder- und Erwachsenenstationen aufgeteilt werden. Langfristig wird angestrebt, eine eigene AYA-Station für Patienten ab 15 Jahren einzurichten, um Spitzenmedizin mit optimaler psychologischer und sozialer Unterstützung zu kombinieren.

Die Transitionsambulanz, eine Kooperation der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, der Medizinischen Klinik I und des Vereins Sonnenstrahl e.V., dient als Anlaufstelle für junge Patienten, die während der Therapie das Erwachsenenalter erreichen oder nach Behandlungsende Nachsorge benötigen. Diese Ambulanz unterstützt den Übergang von der Kinderonkologie in die Erwachsenenmedizin und fördert eine aktive Gestaltung der Nachsorge. Ziel ist es, Langzeitnebenwirkungen und Rückfälle frühzeitig zu erkennen und effektiv zu behandeln.

Die Empfehlungen und Strukturen aus der Studie bieten eine Grundlage für die Weiterentwicklung der Nachsorge und könnten zukünftige Forschungsarbeiten in diesem Bereich maßgeblich prägen.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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