Leopoldina ehrt Kai Simons mit Cothenius-Medaille für Pionierarbeit in der Zellbiologie

von | Sep. 4, 2025 | Forschung

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina würdigt den finnischen Biochemiker Prof. Dr. Kai Simons mit der Cothenius-Medaille für sein herausragendes wissenschaftliches Lebenswerk. Die Verleihung findet am 25. September 2025 im Rahmen der Leopoldina-Jahresversammlung in Halle (Saale) statt.

Kai Simons, geboren 1938, hat die Zellbiologie und Biochemie durch seine bahnbrechenden Arbeiten zur Struktur und Funktion von Zellmembranen nachhaltig geprägt. Seine Forschung begann in Helsinki mit Studien zum Semliki-Forest-Virus (SFV), das ihm als Modell diente, um die Interaktion von Viren mit Wirtszellen zu untersuchen. Simons klärte, wie Detergentien Zellmembranen löslich machen, was die Entwicklung von Protein-Untereinheit-Impfstoffen ermöglichte. Sein Team lieferte den ersten Nachweis, wie SFV in Wirtszellen eindringt, ein Mechanismus, der für das Verständnis von umhüllten Viren wie Coronaviren relevant bleibt.

Am European Molecular Biology Laboratory (EMBL) in Heidelberg (1975–2000) fokussierte Simons seine Arbeit auf die Polarität der Zelloberfläche und die Lipidsortierung in Epithelzellen. Dies führte zur Entdeckung der Lipid-Rafts, dynamischer Mikrodomänen in Zellmembranen, die eine Schlüsselrolle bei Signalübertragung und Krankheitsprozessen spielen. Ab 1998 war Simons Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden, wo er bis zu seiner Emeritierung 2006 tätig war. Zudem leistete er Pionierarbeit in der Lipidomik, indem er Massenspektrometrie einsetzte, um Lipidvielfalt und -funktion zu analysieren. Seine Arbeiten identifizierten Lipid-Biomarker für Stoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes, die die Früherkennung und personalisierte Therapien fördern.

Prof. Dr. Kai Simons, Preisträger der Cothenius-Medaille 2025. | Quelle: Foto: privat
Prof. Dr. Kai Simons, Preisträger der Cothenius-Medaille 2025. | Quelle: Foto: privat

Simons ist Mitglied zahlreicher renommierter Akademien, darunter die Leopoldina (seit 1999), EMBO und die National Academy of Sciences (USA). Er wurde bereits mit der Schleiden-Medaille (2001) und der Robert Koch-Medaille in Gold (2016) ausgezeichnet. Die Cothenius-Medaille, die auf eine Stiftung des Leopoldina-Mitglieds Christian Andreas von Cothenius zurückgeht, wird seit 1792 verliehen und ehrt seit 1954 das wissenschaftliche Lebenswerk herausragender Forscher. Zu früheren Preisträgern zählen Ernst Haeckel und Konrad Zuse.

Die Auszeichnung unterstreicht Simons’ bedeutende Beiträge zur Zellbiologie, die nicht nur grundlegendes Verständnis von Zellmembranen und Virusinfektionen geschaffen, sondern auch neue Wege für medizinische Anwendungen eröffnet haben.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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