AOK-Auswertung: Rückgang der Pille bei jungen Frauen

Eine aktuelle Auswertung von GKV-Verordnungsdaten der AOK zeigt einen deutlichen Rückgang der Verschreibungen der Pille bei jungen Frauen. Im Jahr 2024 ließen sich nur noch 22 Prozent der unter 22-jährigen Frauen die Pille zur Empfängnisverhütung verschreiben, verglichen mit 43 Prozent im Jahr 2015. Anlässlich des gestrigen 65. Jahrestages der Einführung der Pille als Verhütungsmittel verdeutlicht die Analyse einen Wandel in den Präferenzen und der Informationslage junger Frauen.
Die Auswertung zeigt auch Veränderungen bei den verschriebenen Präparaten. Der Anteil risikoärmerer Pillen, die ein geringeres Risiko für tiefe Beinvenenthrombosen und Embolien aufweisen, sank 2024 auf 48 Prozent, ein Prozentpunkt weniger als 2023. Gleichzeitig stieg der Anteil risikoreicherer Präparate von 47 auf 48 Prozent. Trotz dieser leichten Verschiebung bleibt der Anteil risikoreicherer Präparate deutlich niedriger als 2015, als er bei 63 Prozent lag.

Die Gründe für diese Trends sind vielfältig. Eine verbesserte Informationslage zu Risiken und Nebenwirkungen hormoneller Verhütung führt dazu, dass junge Frauen sich bewusster mit dem Thema auseinandersetzen und häufiger risikoärmere Alternativen wählen. Zudem hat sich das gesellschaftliche Verständnis gewandelt: Verhütung wird nicht mehr ausschließlich als Frauensache betrachtet. Andere Methoden wie das Kondom gewinnen an Bedeutung, insbesondere bei jungen Menschen, wobei hier keine Abrechnungsdaten vorliegen, da diese Mittel nicht verschreibungspflichtig sind. Ein weiterer Faktor könnte sein, dass junge Menschen heute später sexuelle Erfahrungen sammeln und sich daher auch später mit Verhütung beschäftigen.
Eine gute ärztliche Beratung bleibt entscheidend, insbesondere da das Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse im ersten Jahr der Pilleneinnahme sowie bei Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder familiärer Thromboseanamnese erhöht ist. Die AOK betont die Notwendigkeit einer umfassenden Aufklärung, um individuelle Risiken zu minimieren.
Die Einführung der Pille vor 65 Jahren, am 18. August 1960 in den USA und 1961 in Deutschland, markierte einen Meilenstein in der reproduktiven Selbstbestimmung. Die aktuellen Daten zeigen jedoch, dass junge Frauen heute zunehmend auf vielfältige Verhütungsmethoden setzen und kritischere Entscheidungen treffen.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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