Antibiotikaresistenzen in der Umwelt: Universität Surrey warnt vor stiller Krise

Antibiotikaresistenzen in der Umwelt stellen eine wachsende, oft übersehene Bedrohung für die menschliche Gesundheit dar. Eine umfassende Studie unter der Leitung der Universität Surrey, veröffentlicht in Environment International, analysierte 13.000 Studien von 1990 bis 2021 und identifizierte 738 Untersuchungen, die sich auf nicht bebaute, nicht-industrielle Umgebungen wie Flüsse, Böden und Luft konzentrieren. Die Ergebnisse zeigen, dass resistente Bakterien, insbesondere Escherichia coli und Pseudomonas, sowie Resistenzgene gegen Sulfonamide, Tetracycline und Beta-Lactame vor allem in Süßwasser und Böden nachweisbar sind, die durch Abwässer oder Gülle verunreinigt wurden.
Besorgniserregend ist die mangelnde Forschung zu Resistenzen in Luft, Ozeanen und Grünanlagen sowie in einkommensschwachen Regionen, die am stärksten von gesundheitlichen Folgen betroffen sind. Nur ein Prozent der Studien stammt aus Ländern wie Afghanistan oder Äthiopien, während ein Drittel aus China und den USA kommt. Auch die Rolle von Klimawandel und Mikroplastik bleibt unterbeleuchtet, obwohl diese Faktoren die Verbreitung von Resistenzen beschleunigen könnten.

Dr. Brian Gardner, Forschungsbeauftragter für Computerbiologie an der Universität Surrey, betonte, dass die Wissenslücken über die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen in verschiedenen Umweltkontexten ein „stiller Notfall“ seien. Ohne schnelle Forschung drohe eine unkontrollierte Ausbreitung. Dr. Gianni Lo Iacono, Dozent für Biostatistik und Epidemiologie, wies auf die Notwendigkeit hin, die Forschung auf einkommensschwache Regionen und unterschiedliche Umgebungen auszuweiten, um die globale Bedrohung effektiv zu bekämpfen. Die Studie, ermöglicht durch die Zusammenarbeit von 55 Experten, unterstreicht den dringenden Handlungsbedarf für einen „One Health“-Ansatz, der Mensch, Tier und Umwelt vernetzt betrachtet.
Original Paper:
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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