Fachgesellschaften warnen vor hohem Zuckerkonsum in Schwangerschaft und früher Kindheit

von | Juli 15, 2025 | Gesundheit, Politik

Eine ausgewogene Ernährung während der Schwangerschaft ist von zentraler Bedeutung für die Gesundheit des Kindes – und das weit über die Geburt hinaus. Darauf weisen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) hin und rufen zu wirksamen politischen Maßnahmen zur Eindämmung des Zuckerkonsums in Lebensmitteln auf, vor allem mit Blick auf Produkte für Kinder und Schwangere.

Die Bedeutung der ersten 1000 Lebenstage

Die Phase von der Empfängnis bis zum vollendeten zweiten Lebensjahr eines Kindes – die sogenannten ersten 1000 Tage – prägt entscheidend das Risiko für spätere Erkrankungen. Neue Forschungsarbeiten belegen, dass ein übermäßiger Zuckerkonsum in dieser Zeit die Gefahr für Diabetes und Bluthochdruck im Erwachsenenalter messbar erhöht. Hinweise darauf liefert auch eine britische Studie: Menschen, die während der staatlichen Zucker-Rationierung nach dem Zweiten Weltkrieg aufwuchsen, zeigen im Erwachsenenalter ein deutlich verringertes Risiko für Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck.

Der Appetit auf Süßes ist angeboren, doch wer ihm stets nachgibt, hat ein erhöhtes Risiko, eine Hyperglykämie und Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln. (Credits: Tim Dougles/pexels)
Der Appetit auf Süßes ist angeboren, doch wer ihm stets nachgibt, hat ein erhöhtes Risiko, eine Hyperglykämie und Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln. (Credits: Tim Dougles/pexels)

Risiken und Empfehlungen

Die Aufnahme von Zucker sollte schon während der Schwangerschaft und insbesondere in den ersten Lebensmonaten des Kindes gering gehalten werden. Besonders in der Phase, in der Beikost eingeführt wird, ist Zurückhaltung geboten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, dass Kinder und Erwachsene maximal 10 Prozent des täglichen Energiebedarfs über Zucker abdecken. Tatsächlich liegt der durchschnittliche Zuckerkonsum in Deutschland etwa doppelt so hoch – fertige Kinderlebensmittel enthalten besonders häufig größere Mengen Zucker, was das Risiko für eine ungesunde Entwicklung erhöht.

Der Einfluss von Mutter und Vater

Nicht nur die werdende Mutter, sondern auch der Vater prägt durch seine Ernährung und sein Körpergewicht das spätere Krankheitsrisiko des Kindes. Aktuelle Studien zeigen, dass auch ein hoher Zuckerkonsum oder starkes Übergewicht beim Vater negative Effekte haben kann, wobei insbesondere epigenetische Veränderungen – also Änderungen in der Genaktivität – verantwortlich gemacht werden.

Forderungen an die Politik

Die beiden Fachgesellschaften fordern die Einführung wirksamer politischer Rahmenbedingungen, um die Zuckerzufuhr zu reduzieren und die Gesundheit von Kindern zu schützen. Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen zählen:

  • Besteuerung zuckerreicher, stark verarbeiteter Lebensmittel
  • Förderung gesunder Alternativen
  • Werbeverbote für ungesunde Kinderprodukte

Ziel ist es, Zucker nicht länger als günstigen Zusatzstoff in Kinderlebensmitteln zuzulassen, sondern die Gesundheit der kommenden Generation nachhaltig zu schützen.

Weiterführende Informationen:

Gemeinsame Pressekonferenz der Deutschen Diabetes Gesellschaft e. V. (DDG) und der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie e. V. (DGE): Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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