Diagnostik: RACOON FADEN revolutioniert Früherkennung von Adenomyose

Ein Konsortium unter Leitung des Universitätsklinikums Erlangen und der Charité – Universitätsmedizin Berlin hat im Projekt RACOON FADEN erstmals systematisch MRT-Aufnahmen der Gebärmutter im gesunden und kranken Zustand analysiert. Mit der Software CuraMate, entwickelt vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medizin MEVIS, wurden Bilddaten annotiert, segmentiert und quantifiziert, um ein Verfahren zur Früherkennung von Adenomyose zu entwickeln. Diese Erkrankung betrifft weltweit etwa zehn Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter und kann starke Schmerzen sowie Unfruchtbarkeit verursachen.
Im Fokus steht die dreischichtige Uteruswand, bestehend aus Endometrium, junktionaler Zone und Muskelschicht. Bei Adenomyose wächst Endometriumgewebe in die Muskelschicht, was Entzündungen und Funktionsstörungen auslöst. Die junktionale Zone dient als potenzieller Biomarker, doch ihre manuelle Bestimmung ist zu aufwendig für die klinische Routine. CuraMate, eine webbasierte Software, ermöglicht durch Deep-Learning-Technologien eine automatisierte Segmentierung. Radiologen zeichnen zunächst die Uterusstrukturen auf MRT-Bildern nach, um den Algorithmus zu trainieren, der diese Strukturen später eigenständig erkennt. Die Software, die seit 2017 entwickelt wird, bietet Werkzeuge für Annotation, Visualisierung und Workflow-Optimierung, anpassbar an verschiedene Anwendungsfälle.

Die Studie lieferte erstmals MRT-Referenzdaten für die gesunde Gebärmutter von Frauen im Alter von 12 bis 30 Jahren. Sie zeigte, dass der Uterus während einer MRT-Untersuchung unterschiedliche Formen annimmt und nicht gleichmäßig im Körper liegt. Um dies zu berücksichtigen, wurde CuraMate so angepasst, dass die Uterusachse vor der Annotation ausgerichtet werden kann, wodurch Segmentierungen vergleichbar werden. Die junktionale Zone, bisher als feste Größe betrachtet, variiert je nach Menstruationsphase und zeigt bei Frauen mit starken Menstruationsschmerzen eine geringere Beweglichkeit. Die in der Literatur angegebene Wanddicke von 12 Millimetern für das Frühstadium der Adenomyose konnte nicht bestätigt werden.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt lief von Januar 2024 bis Juni 2025 und umfasste zwölf Endometriosezentren des Netzwerks Universitätsmedizin. Es nutzte die Forschungsinfrastrukturen RACOON und NUKLEUS sowie die Expertise des Deutschen Krebsforschungszentrums, von Mint Medical GmbH und des Helmholtz-Zentrums München. Die Ergebnisse könnten die Grundlage für eine präzisere Früherkennung von Adenomyose schaffen und die Behandlung von betroffenen Frauen verbessern.
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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