42. Blankeneser Konferenz: Extrazelluläre Vesikel als vielversprechende Biomarker im Fokus

Die 42. Blankeneser Konferenz, die vom 19. bis 21. Mai 2025 im Elsa-Brandström-Haus in Hamburg stattfindet, widmet sich einem zentralen Thema der modernen Medizin: extrazelluläre Vesikel (EVs). Diese winzigen, von Zellen freigesetzten Partikel spielen eine Schlüsselrolle in der Zellkommunikation und bieten vielversprechende Ansätze für Diagnostik und Therapie. Weltweit führende Forschende diskutieren auf der vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung unterstützten Veranstaltung aktuelle Erkenntnisse und knüpfen Netzwerke, um die Potenziale von EVs weiter zu erschließen.
Extrazelluläre Vesikel sind mikroskopisch kleine, doppelmembranige Strukturen, die Biomaterialien wie Proteine oder Nukleinsäuren transportieren. Ursprünglich als zelluläre „Müllsäcke“ betrachtet, gelten sie heute als essenzielle Botenstoffe der Zellkommunikation. EVs sind in allen Organismen – von Bakterien bis Säugetieren – vorhanden und erfüllen vielfältige Funktionen: Sie unterstützen die Immunabwehr, können aber auch Krankheiten wie Krebs oder neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson fördern, indem sie schädliche Substanzen oder Krebszellen verbreiten. Ihre Präsenz in Blut, Urin oder Speichel macht sie zu vielversprechenden Biomarkern für die Diagnose, etwa von Krebserkrankungen. Zudem werden EVs als natürliche Trägersysteme für Medikamente erforscht, mit ersten ermutigenden Ergebnissen.
Die Konferenz, organisiert unter maßgeblicher Beteiligung der Klinik für Neurologie des UKE, beleuchtet die doppelte Rolle von EVs: Sie sind sowohl Helfer als auch potenzielle Gefahrenquelle im Organismus. Die Forschung steht noch am Anfang, da die Biologie der Vesikel und ihre genauen Wirkmechanismen nicht vollständig verstanden sind. Technologische Fortschritte in der Analyse dieser Nanopartikel sind entscheidend, um ihre Anwendung in der Medizin voranzutreiben. Die Veranstaltung bietet Raum, um Herausforderungen wie die Isolierung und Charakterisierung von EVs zu diskutieren und neue Ansätze für ihre Nutzung in der personalisierten Medizin zu entwickeln.

In den letzten beiden Jahrzehnten wurde deutlich, dass EVs innerhalb des gesamten Tierreichs hoch konserviert sind und in allen Organismen – von Bakterien über Pflanzen bis hin zu Säugetieren – vorkommen, wo sie unter physiologischen und pathologischen Bedingungen wichtige Funktionen ausüben. Bekannt ist heute, dass Krebszellen EVs nutzen um sich im Körper auszubreiten, dass toxische fehlgefaltete Proteine, wie sie für die Alzheimer- oder Parkinson-Erkrankung charakteristisch sind, durch EVs auf benachbarte Zellen übertragen werden können und dass bestimmte Viren sie nutzen, um dem Immunsystem zu entgehen. Da die aus den Zellen freigesetzten EVs in Harn, Blut oder Speichel zu finden sind, haben sie ein großes Potenzial, als Biomarker zum Beispiel zur Diagnose bestimmter Krebsarten eingesetzt zu werden.
Da sie auf natürliche Weise produziert und von unseren eigenen Zellen aufgenommen werden, werden sie auch als Träger für Medikamente genutzt, mit einigen ermutigenden ersten Ergebnissen, wie die Wissenschaftlerin erläutert. „Da das Forschungsgebiet der EVs jedoch noch relativ jung ist, gibt es noch viel über ihre Biologie und ihre Rolle bei Krankheiten zu entdecken, was Hand in Hand mit den technischen Fortschritten geht, die die Untersuchung dieser kleinen Nanopartikel ermöglichen.“, sagt Priv.-Doz. Dr. Berta Puig aus der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), die federführend an der Organisation der Konferenz beteiligt ist.
Seit den 1970er-Jahren fördern die Blankeneser Konferenzen den Austausch in der Biochemie, Genetik und molekularen Medizin. Seit 2024 tragen das UKE und die Jung-Stiftung, die exzellente medizinische Forschung unterstützt, die Veranstaltung. Auch in diesem Jahr präsentieren zwei von der Stiftung ausgezeichnete Wissenschaftler aus Frankfurt und Kiel ihre Arbeiten, die das Verständnis von EVs vertiefen. Die Konferenz unterstreicht die wachsende Bedeutung dieser Forschung und schafft eine Plattform für interdisziplinäre Zusammenarbeit, um EVs in Zukunft gezielt für Diagnose und Therapie einzusetzen.
Weiterführende Informationen:
Blankenese Conferences | since 1979
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Onkologische Symposium „Vom Biomarker zur Therapie“ – MedLabPortal
Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR
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