Missing Word: Diabetes-Verbände kritisieren Koalitionsvertrag

von | Mai 6, 2025 | Gesundheit, Politik

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, der Bundesverband Niedergelassener Diabetologen (BVND) und der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD) haben den Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD analysiert. Sie begrüßen die geplanten Reformen in der Gesundheitsversorgung, bemängeln jedoch das Fehlen konkreter Maßnahmen zur Versorgung der über neun Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland sowie fehlende Strategien für Prävention und die Anerkennung von Gesundheitsfachberufen. Gleichzeitig gratulieren die Verbände der designierten Bundesgesundheitsministerin Nina Warken und bieten eine konstruktive Zusammenarbeit an.

Symbolbild. Credits: Pixabay.
Das Wort, das im Koalitionsvertrag fehlt: Diabetes. Symbolbild. Credits: Pixabay.

Der Koalitionsvertrag erwähnt den Begriff „Diabetes“ nicht ein einziges Mal, obwohl jährlich etwa 500.000 Neuerkrankungen hinzukommen. Positiv hervorgehoben wird die geplante Weiterentwicklung der Leistungsgruppen im stationären Bereich, insbesondere für komplexe Diabetologie und Endokrinologie. Dennoch bleibt die Sorge, dass die Versorgung chronisch Kranker, besonders in ländlichen Regionen, weiter unter Druck gerät. Die Verbände fordern eine flächendeckende, qualitativ hochwertige Versorgung mit strukturierten Angeboten, zertifiziertem Personal und solider Finanzierung. Zertifizierte Abteilungen der DDG sollten erhalten bleiben, da sie eine bessere Versorgung und geringere Krankenhaussterblichkeit gewährleisten.

Die Digitalisierung wird als Chance gesehen, insbesondere durch verbesserte Rahmenbedingungen für Videosprechstunden, Telemonitoring und Telepharmazie, sofern diese professionell umgesetzt werden. Dennoch wird kritisiert, dass Diabetes im Gegensatz zu früheren Koalitionsvereinbarungen keine Erwähnung findet und weder eine nationale Diabetesstrategie noch präventive Maßnahmen vorgesehen sind. Im ambulanten Bereich wird vor einer Überlastung gewarnt, da die Verlagerung von stationärer zu ambulanter Versorgung ohne sektorübergreifende Modelle und gesicherte Finanzierung nicht nachhaltig ist. Das geplante Primärarztsystem wird skeptisch betrachtet, da unklare Schnittstellen und fragliche Einsparungen die Versorgung komplexer Krankheitsbilder wie Diabetes beeinträchtigen könnten.

Besonders kritisch sehen die Verbände die unzureichende Berücksichtigung der Gesundheitsfachberufe. Die gezielte Einbindung von Diabetesberatungsberufen in die Krankenhausreform sowie die Anerkennung von Fachpersonal mit Weiterbildungen im Finanzierungskatalog werden gefordert, um Versorgungsengpässe zu vermeiden. Statt eines Primärarztsystems wird ein interprofessionelles Primärversorgungssystem gefordert, das Gesundheitsfachberufe, Telemedizin und Kompetenzübertragungen strukturell integriert. Der Bürokratieabbau darf nicht zu vereinfachten Pauschalen führen, die die Versorgung komplexer Fälle verschlechtern.

Die Verbände appellieren an die Bundesregierung, die Versorgung von Menschen mit Diabetes und die Prävention chronischer Erkrankungen stärker in den Fokus zu rücken. Sie vermissen verhältnispräventive Maßnahmen wie Werbebeschränkungen für ungesunde Lebensmittel, Herstellerabgaben auf zuckergesüßte Getränke oder steuerliche Anreize für gesunde Ernährung, die kostengünstig und wirksam wären. Eine nationale Präventionsstrategie, die Stärkung aller Fachberufe und eine gesicherte Finanzierung für ambulante und stationäre Strukturen werden gefordert. Die Verbände betonen die Notwendigkeit eines klaren Fahrplans und der Einbindung von Fachgesellschaften, um die Versorgung chronisch Kranker nachhaltig zu verbessern.

Weitere Informationen:

– Positionspapiere und Forderungen der DDG anlässlich der Bundestagswahl: https://www.ddg.info/politik/veroeffentlichungen/gesundheitspolitische-veroeffentlichungen

– Positionspapier des VDBD zur Bundestagswahl: https://www.vdbd.de/fileadmin/portal/redaktion/Positionspapiere/250211_VDBD_Position_zur_Bundestagswahl_2025_v2_F.pdf

– DANK 6-Punkteplan: „Gesundheit sichern – Wirtschaft stärken“ (Februar 2025): https://www.dank-allianz.de/pressemeldung/vor-bundestagswahl-dank-legt-6-punkte-plan-fuer-praeventionswende-vor.html

– DANK-Kommentar: Wer Kinder stärken will, darf ihre Gesundheit nicht ignorieren: https://www.dank-allianz.de/pressemeldung/dank-wer-kinder-staerken-will-darf-ihre-gesundheit-nicht-ignorieren.html


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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