KOMMENTAR: Die fatalen Hamburg Fehler im Umgang mit dem Marburg-Virus

von | Okt 7, 2024 | Allgemein, Gesundheit, Politik

Die Meldung vom vergangenen Mittwoch ging um die Welt: Verdacht auf das Marburg-Virus am Hamburger Hauptbahnhof. Vollsperrung von zwei Gleisen. Isolation von zwei Reisenden. Wer 1995 den Filmklassiker Outbreak gesehen hat, fühlte sich ein wenig an die Thriller-Abläufe von damals erinnert. Damit enden aber auch die Gemeinsamkeiten. Denn der Einsatz in Hamburg zeigt in erster Linie eins auf: Die Behörden haben in Sachen Seuchenbekämpfung komplett versagt – wäre es tatsächlich das Marburg-Virus gewesen, stünde die Republik vor einem massiven Problem.

CryoEM reconstruction of the Marburg virus nucleocapsid. EMD-1986. Credits: Wikipedia
CryoEM reconstruction of the Marburg virus nucleocapsid. EMD-1986. Credits: Wikipedia

Fehler Nummer 1: Die Behörden sperrten zwei Gleise ab, ließen aber letztendlich alle Reisenden weiterziehen. Während man zu Zeiten der Corona-Pandemie richtigerweise auf Isolation und Quarantäne setzte, um die Verbreitung hochpathogener Erreger zu verhindern, sahen sich Hamburgs Verantwortliche bei dem wohl gefährlichsten Erreger der Welt dazu weder gezwungen, noch in der Lage. Vereinfacht ausgedrückt: Wären die Reisenden infiziert gewesen, hätten sie die Seuche in Land getragen.

Fehler Nummer 2: Die verantwortlichen Behörden haben die Sicherheit von Rettungsdiensten und Polizei akut gefährdet. Denn wie auf etliche Pressefotos zu erkennen war, liefen Polizei und Sanitäter teilweise ohne Vollschutz umher – und trugen bestenfalls FFP2-Masken. Dass sich das Marburg-Virus aber nicht über die Luft, sondern über Körperflüssigkeiten, und damit durch Kontakt zu Infizierten ausbreitet, scheint den Verantwortlichen entgangen zu sein.

Fehler Nummer 3: Die Aufarbeitung. Das Verhalten der Behörden jetzt “aufzuarbeiten” mag medial und politisch gut klingen – ist es aber nicht. Denn was im Falle eines Verdachts auf Marburg-Virus-Infektionen zu tun ist, ist in Deutschland klar geregelt. Man muss also im Falle eines Ausbruchs – der in Hamburg glücklicherweise keiner war – weder das Rad neu erfinden, noch Notfallpläne in Sekundeneile erstellen. Man sollte lediglich die bestehenden Vorgaben einhalten. Wer das nicht hinbekommt, sollte an anderen Verwaltungsstellen des Staates sitzen – aber nicht die Abwehr hochpathogener Erreger steuern. Es gibt demnach wenig aufzuarbeiten, aber viel Personal zu ersetzen.

Fehler Nummer 4: Die Einreisekontrollen aus medizinischer Sicht. Dass jemand, der als Medizinstudent in Ruanda im Rahmen seiner Krankenhaustätigkeit Kontakt zu Marburg-Virus-Infizierten hatte, ungehindert einreisen kann, ist befremdlich. Zumal das RKI bereits lange vor der Einreise auf die Fälle in Ruanda hinwies und auch die CDC darauf aufmerksam machte. Auch hier hätte man die während der Corona-Pandemie gängigen Sicherheitsverfahren anwenden können. Und bereits am Flughafen auf Quarantäne der Einreisenden setzen müssen.

MedLabPortal-Redakteur Vlad Georgescu kommentierte

Lesen Sie auch:

Totimpfstoff gegen Marburgvirus-Infektionen (MARV) bekommt FDA Orphan Drug Status – MedLabPortal

Mpox: Das Labor kommt zu den Proben – MedLabPortal

NACHGEFRAGT: WHO-Chefwissenschaftler Jeremy Farrar analysiert die Nutzung globaler Gesundheitsdaten – MedLabPortal


Die Beiträge im News-Bereich werden erstellt vom

X-Press Journalistenbüro GbR
Schwimmbadstr. 29
37520 Osterode am Harz

Web: www.xpress-journalisten.com
E-Mail: redaktion(at)med-lab-portal.de

Gender-Hinweis. Die in diesem Text verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich immer gleichermaßen auf weibliche, männliche und diverse Personen. Auf eine Doppel/Dreifachnennung und gegenderte Bezeichnungen wird zugunsten einer besseren Lesbarkeit verzichtet.