PFAS-Prävention: Papierflaschen gegen Plastiksucht

von | Aug 29, 2024 | Allgemein, Forschung, Gesundheit

Gesundheitliche Auswirkungen der Exposition gegenüber PFAS. Credits: Wikipedia / CC BY 2.5 DK DEED Attribution 2.5 Denmark

Professor Joe Keddie wurde in Zusammenarbeit mit dem nachhaltigen Verpackungsunternehmen Pulpex Ltd. mit einem renommierten Royal Society Industry Fellowship ausgezeichnet.

Keddie wird nun vier Jahre lang in Teilzeit (50 %) für Pulpex arbeiten, das sich ausschließlich der Aufgabe verschrieben hat, Nachhaltigkeit durch erneuerbare Verpackungen zu erreichen.

Insbesondere werden Keddie und Pulpex nach eigenen Angaben versuchen, die künftige Optimierung papierbasierter Verpackungen zu beschleunigen, die PEFC-akkreditiert (Programme for the Endorsement of Forest Certification) und FSC-zertifiziert (Forest Stewardship Council) sind und zu 100 % aus erneuerbaren Rohstoffen bestehen. Papierflaschen von Pulpex können in normalen Abfallströmen recycelt werden, ohne dass neue Infrastruktur erforderlich ist.

Joe Keddie, Professor für Weiche Materiephysik an der University of Surrey, sagte dazu:

„Ich freue mich und fühle mich geehrt, dass mir dieses Royal Society Industry Fellowship die großartige Gelegenheit bietet, mein Fachwissen zum Schutz unseres Planeten einzusetzen und dem Verbraucher gleichzeitig eine Alternative zu Plastikverpackungen zu bieten. Ich kann es kaum erwarten, mit Pulpex, einem neuen und wachsenden Hersteller nachhaltiger Verpackungen, zusammenzuarbeiten, um das gesellschaftliche Problem des Plastikmülls anzugehen.“

Im Jahr 2021 wurden weltweit etwa 583 Milliarden Plastikflaschen produziert. Ein Teil dieser Verpackungen wird zwar wiederverwendet oder recycelt, ein großer Teil jedoch nicht. In Großbritannien landen täglich schätzungsweise 700.000 Plastikflaschen im Müll. Neben der Reduzierung des Verbrauchs von Kunststoffen wie PET besteht dringender Bedarf an alternativen Verpackungsformen, die bei der Herstellung einen geringen CO2-Fußabdruck aufweisen und sich in der natürlichen Umwelt leicht abbauen lassen, wenn sie nicht recycelt werden.

Ab September werden Keddie und die Ingenieure von Pulpex an der Entwicklung einer neuen Beschichtungstechnologie arbeiten, die er vorgeschlagen hat. Die Finanzierung durch die Royal Society umfasst auch die Unterstützung von Sommerpraktikanten, die an der Forschung mitwirken. Unter Keddies Anleitung werden zukünftige Generationen Fähigkeiten und Fachwissen im Bereich nachhaltiger Materialien entwickeln.

Der Schritt könnte wichtig im Kampf gegen PFAS sein.

Bei einer gemeinsamen Testreihe von 14 Umweltschutzgruppen aus vier Kontinenten, darunter auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), wurden in 35 von 56 getesteten Kinderoutdoorjacken (62,5 Prozent) PFAS nachgewiesen. In 16 Fällen waren in der EU geltende Grenzwerte der per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen überschritten. Am häufigsten wurde PFOA (Perfluoroctansäure) nachgewiesen, eine hochtoxische PFAS-Verbindung, die für ein weltweites Verbot gelistet ist. PFAS lassen sich im Blutserum nachweisen – und haben erhebliche Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. So scheint die auch Bildung von Antikörpern nach Impfungen reduziert zu sein.

Bereits bei ihrer Herstellung, während des Gebrauchs und bei der Entsorgung behandelter Produkte, werden PFAS freigesetzt. Dadurch steigen die Konzentrationen in der Umwelt stetig an. Studien wiesen sie im Blut aller Kinder nach, die sie bereits als Säuglinge mit der Muttermilch aufnehmen. Eine Studie des Bundesumweltamtes ermittelte bei 20 Prozent der untersuchten Kinder und Jugendlichen PFAS-Werte im Blut, die ernste gesundheitliche Folgen haben können. Dazu gehören Schilddrüsenerkrankungen, Leberschäden, Diabetes, Brust-, Nieren- und Hodenkrebs sowie eine verringerte Reaktion auf Routineimpfungen.

Das Schweizerische Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen verweist explizit auf die immunologischen Auswirkungen im menschlichen Körper:
„Epidemiologische Untersuchungen zu den möglichen Auswirkungen von PFAS auf den Menschen, also Studien, die sich auf die Bevölkerung beziehen, wurden durchgeführt. Sie geben Hinweise darauf, dass erhöhte Spiegel bestimmter PFAS im Blut mit Veränderungen einhergehen, die möglicherweise gesundheitlich relevant sind. So scheint die Bildung von Antikörpern nach Impfungen reduziert zu sein. Weiter wurde eine Verbindung mit einem höheren Cholesterinspiegel im Blut und einem geringeren Gewicht von Neugeborenen beschrieben“.

Auch Deutschland betroffen

Auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung machte bereits 2020 auf die bestehenden Risiken und Grenzwerte aufmerksam und bezog sich dabei auf Studien bezogen, die auf eine Wirkung bestimmter PFAS auf das Immunsystem hinweisen.
Als tolerierbare wöchentliche Aufnahmemenge (TWI) wurde ein Wert in Höhe von 4,4 Nanogramm (ng) pro Kilogramm (kg) Körpergewicht pro Woche für die Summe von vier PFAS, nämlich PFOA, PFNA, PFHxS und PFOS, abgeleitet.

Laut BfR liegen weltweit für einige PFAS Daten zum Vorkommen in humanem Blutplasma bzw. -serum und in der Muttermilch vor. Die im Körper vorhandene Menge an PFAS („interne Exposition“) sei unterschiedlich für jede einzelne Verbindung.Laut einer Stellungnahme der Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) repräsentieren sieben Verbindungen, PFOA, PFNA, PFHxS, PFOS, Perfluorheptan sulfonsäure (PFHpS), Perfluordecansäure (PFDA) und Perfluorundecansäure (PFUnDA) bei Erwachsenen rund 97 Prozent der bisher am häufigsten untersuchten PFAS im menschli chen Blut in Europa.

„Die höchsten Konzentrationen im menschlichen Blutplasma und -serum weisen bei Erwachsenen PFOA, PFNA, PFHxS und PFOS auf“, so das BfR, und: „Etwa 90 % der im menschlichen Blut nachweisbaren PFAS-Gehalte wird durch diese vier PFAS repräsentiert“.


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