Bei Diabetespatient:innen unbedingt an Herzinsuffizienz denken

von | Okt 15, 2024 | Corporate News

Etwa 8,5 Millionen Menschen in Deutschland im Alter zwischen 18 und 79 Jahren sind an Typ-2-Diabetes mellitus (T2D) erkrankt [1]. Suchen diese Patientinnen und Patienten eine Arztpraxis auf, sei es zur Kontrolluntersuchung oder aufgrund von Beschwerden, wird in der Regel eine Reihe an Werten überprüft: das Gewicht, der Blutzucker, der Blutdruck und der HbA1c-Wert. Doch oft ist das nicht genug. Menschen mit Diabetes sollten nach Meinung von Ärztinnen und Ärzten weniger glukozentrisch betrachtet, sondern auch als kardiovaskuläre Hochrisikopatientinnen und -patienten wahrgenommen werden. Besonders eine Erkrankung gehört dabei verstärkt in den Blick genommen: die Herzinsuffizienz (HI).

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Autorin: Romy König

Zusammenhang zwischen HI und T2D

Epidemiologische Untersuchungen legen schon lange einen Zusammenhang zwischen T2D und HI nahe. Tatsächlich weiß man heute, dass Menschen mit Diabetes ein deutlich erhöhtes Risiko haben, an einer HI zu erkranken [2, 3]. Bereits ab einem Alter von 50 Jahren steigt die Inzidenz der HI bei Diabetes-Patientinnen und -Patienten stark an – und damit wesentlich früher als bei Nicht-Diabetikerinnen und -Diabetikern [2]. Das liegt daran, dass die Stoffwechselerkrankung etwa zu Gewebeumbau und Rhythmusstörungen führt, die Leistungsfähigkeit des Pumporgans einschränkt und auf lange Sicht das Herz schädigt.

Das gleichzeitige Auftreten von HI und T2D verschlechtert deutlich die Prognose der Betroffenen. Die Krankheiten treten relativ häufig zusammen auf [4], und die Betroffenen sterben im Durchschnitt früher [5]. Auch eine zu späte Diagnose der HI hat negative Folgen für die Betroffenen, führt etwa zu häufigeren Krankenhausaufenthalten [6]. Zwar tritt bei einem Klinikaufenthalt, den Patientinnen und Patienten aufgrund einer akuten Herzinsuffizienz benötigen, eine kurzfristige Verbesserung auf, doch trägt auch jedes akute Ereignis zur fortschreitenden Abnahme der kardialen Funktion bei.

Oft unklare Symptomlage

Es ist wichtig für Ärztinnen und Ärzte, das etwaige Vorliegen einer Herzinsuffizienz ihrer Diabetespatientinnen und -patienten früh zu erkennen: Herzrasen, Atemnot, Knöchelödeme, aber auch eine gesunkene Leistungsfähigkeit, schnelle Erschöpfung und Müdigkeit können auf ein nicht mehr leistungsfähiges Herz hinweisen [7]. Doch gerade in der Frühphase ist eine durch Diabetes bedingte HI nur schwer zu bestimmen. Die Symptome können mild, nicht persistent oder unspezifisch sein. Zudem gilt: Beschwerden wie etwa Müdigkeit und Erschöpfung können durch Überbelastung, eine Luftnot beispielsweise auch durch eine Adipositas induziert sein. Auf den Gedanken, hinter solchen Beschwerden könnte eine HI stecken, mag nicht gleich jede Medizinerin oder jeder Mediziner kommen.

Mit NT-proBNP eine HI sicher ausschließen

Doch wer bei seinen Patientinnen und Patienten eine Herzschwäche vermutet, kann sich Gewissheit verschaffen: Bei Verdacht auf eine HI erlaubt ein spezieller Labortest einen sicheren Ausschluss und unterstützt die Identifizierung von Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Risiko für eine solche Erkrankung. Denn: Menschen, deren Herz nicht mehr ausreichend pumpt, haben einen erhöhten NT-proBNP-Spiegel (N-terminales pro B-Typ natriuretisches Peptid). Eine Plasmakonzentration des NT-proBNP < 125 pg/ml macht die Diagnose einer HI unwahrscheinlich [4, 11–13]. Bei höheren Werten sollte eine Abklärung durch eine Echokardiografie erfolgen.

Die NT-proBNP-Messung ist auch deshalb ein wichtiges Tool, weil sie in der Praxis schnell und einfach durchgeführt werden kann – vor allem dann, wenn ein zeitnaher Termin in der kardiologischen Praxis, wie etwa in ländlichen Gegenden, eher schwer zu bekommen ist. NT-proBNP ist zudem ein starker Vorhersagemarker für das Risiko des kardiovaskulären Todes bei T2D-Patientinnen und -Patienten: Je höher der NT-proBNP-Wert, desto schlechter ist die Prognose [14].

SGLT2i-Behandlung zögert Hospitalisierung und Tod hinaus

Eine HI sicher und früh festzustellen, ist auch deshalb relevant, weil heute eine Vielzahl an Behandlungsoptionen zur Verfügung steht. In aktuellen Therapieempfehlungen rücken vor allem die sogenannten SGLT2-Inhibitoren in den Fokus: Ursprünglich als orale Antidiabetika entwickelt und eingeführt, blockieren die Wirkstoffe das körpereigene Protein SGLT2 (Sodium-glucose linked transporter 2) [16]. Dadurch fördern sie die Glukoseausscheidung über den Urin und senken so den Blutzucker. Menschen mit T2D profitieren also gleich mehrfach – das belegen auch Outcome-basierte Studien: Sie zeigten, dass bei Patientinnen und Patienten mit Diabetes und erhöhtem kardiovaskulärem Risiko unter einer SGLT2i-Behandlung sowohl die Hospitalisierung als auch der Tod hinausgezögert werden konnte [16].

Steigender Stellenwert von NT-proBNP

In der Tat ist der Stellenwert von NT-proBNP auch hierzulande bereits ins Bewusstsein der Fachdisziplinen gerückt: In ihrem gemeinsamen Positionspapier empfehlen die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie und die Deutsche Diabetes Gesellschaft den Test bei T2D-Patientinnen und -Patienten, bei Anzeichen und Symptomen einer HI sowie bei von Risikofaktoren Betroffenen [3]. Für die Sicherheit der Patientinnen und Patienten ist das eine mehr als gute Nachricht.

Weitere Informationen sind auch unter www.roche.de/diabetesundherzinsuffizienz verfügbar.

Der Beitrag ist erschienen unter aerzteblatt.de am 23.09.2024 Literatur

  1. Tönnies T; Rathmann W: Epidemiologie des Diabetes in Deutschland, in: Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und Deutsche Diabetes-Hilfe (Hrsg.), Deutscher Gesundheitsbericht Diabetes 2022
  2. Nichols et al.: Diabetes Care 2001; 24(9): 1614–9
  3. Schütt K, Aberle J, Bauersachs J et al.: Positionspapier Herzinsuffizienz und Diabetes Kardiologie 2022, 16: 358–371. https://doi.org/10.1007/s12181-022-00562-4
  4. Pop-Busui R et al.: Heart Failure: An Underappreciated Complication of Diabetes. A Consensus Report of the American Diabetes Association. Diabetes Care 2022; 45(7): 1670–90
  5. Baldia PH et al.: Diabetes und Herzinsuffizienz. Dtsch Med Wochenschr 2020; 145: 1258–270, doi: 10.1055/a-1117-8446
  6. Heim et al.: Zeitschrift für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie 2018; 32(5): 391–401
  7. McDonagh et al.: Eur J Heart Fail 2022; 24(1): 4–131
  8. Seferović et al.: Eur J Heart Fail 2018; 20(5): 853–72
  9. Boonman-de Winter et al.: Diabetologia 2012; 55(8): 2154–62
  10. Taylor et al.: Br J Gen Pract 2017; 67(660): 326–27
  11. Huelsmann et al.: Eur Heart J 2008; 29(18): 2259–64
  12. Huelsmann et al.: J Am Coll Cardiol 2013; 62(15): 1365–72
  13. Scirica et al.: Circulation 2014; 130(18): 1579–88
  14. Bruno G et al.: Diabetes Care 2013; 36 (9): 2677–82
  15. McDonagh et al.: Eur Heart J 2021; 42(36): 3599–3726
  16. Zinman B, Wanner C, Lachin JM et al.: Empagliflozin, Cardiovascular Outcomes, and Mortality in Type 2 Diabetes. N Engl J med 2015; 373: 2117–2128. doi: 10.1056/NEJMoa1504720

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