Oropouche-Virus in Lateinamerika weiter verbreitet als bisher bekannt

von | Apr. 15, 2025 | Forschung, Gesundheit

Das Oropouche-Virus, das Fiebererkrankungen ähnlich wie Dengue oder Zika auslöst, ist in Lateinamerika deutlich häufiger als angenommen. Eine Studie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, veröffentlicht in The Lancet Infectious Diseases, zeigt, dass klimatische Bedingungen die Verbreitung des Virus stark beeinflussen.

Bekannt seit den 1950er Jahren, führt das Virus zu Symptomen wie Fieber, Schüttelfrost sowie Kopf- und Gliederschmerzen, teils auch zu Übelkeit oder Hautausschlägen. Lange galten die Verläufe als meist mild, doch seit Ende 2023 wurden über 20.000 Fälle gemeldet, darunter zwei Todesfälle bei jungen Frauen. Zudem gibt es Hinweise auf Fehlgeburten oder Fehlbildungen bei Ungeborenen nach Infektionen während der Schwangerschaft. Weder Impfung noch spezifische Therapie sind verfügbar.

Die Untersuchung analysierte über 9.400 Blutproben aus sechs Ländern, gesammelt zwischen 2001 und 2022. Etwa 6 Prozent der Proben zeigten Antikörper gegen das Virus, mit regionalen Unterschieden: In Costa Rica lag der Anteil bei 2 Prozent, in Ecuador bei 5 Prozent, im Amazonasgebiet über 10 Prozent. Infektionen traten in wärmeren Tiefebenen häufiger auf als in höheren Lagen.

Geschätztes Grundrisiko einer Infektion mit dem Oropouche-Virus in Lateinamerika. [Vollständige Bildunterschrift s. Haupttext!] | Quelle: Anna Frühauf | Copyright: © Charité | Anna Frühauf (Abbildung aus der Originalpublikation in The Lancet Infectious Diseases)
Geschätztes Grundrisiko einer Infektion mit dem Oropouche-Virus in Lateinamerika. [Vollständige Bildunterschrift s. Haupttext!] | Quelle: Anna Frühauf | Copyright: © Charité | Anna Frühauf (Abbildung aus der Originalpublikation in The Lancet Infectious Diseases) 

Durch maschinelles Lernen wurde ermittelt, dass Regen und stabile Temperaturen die Verbreitung fördern. Wetterphänomene wie El Niño könnten den aktuellen Ausbruch begünstigt haben, während Hinweise auf veränderte Viruseigenschaften fehlen. Die Studie schätzt das Infektionsrisiko für ganz Lateinamerika, mit dem Amazonas-Regenwald als Hauptgebiet sowie Risiken in Zentralamerika, der Karibik und Teilen Brasiliens.

Reisenden wird empfohlen, sich durch lange Kleidung, Insektenabwehrmittel mit DEET oder Icaridin und feinmaschige Moskitonetze vor den übertragenden Gnitzen zu schützen. Schwangere sollten sich vor Reisen in Risikogebiete reisemedizinisch beraten lassen, da die Folgen für Ungeborene noch unklar sind.

Die Studie entstand im Rahmen des EU-geförderten Projekts „ZOE“ mit Unterstützung weiterer Fördergeber.

Original Paper:

The spatiotemporal ecology of Oropouche virus across Latin America: a multidisciplinary, laboratory-based, modelling study – The Lancet Infectious Diseases

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Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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