Konservative Amerikaner zeigen breites Misstrauen gegenüber Wissenschaft

von | Apr. 15, 2025 | Forschung, Politik

Konservative in den USA misstrauen der Wissenschaft stärker als bisher angenommen, und zwar nicht nur in Bereichen, die ihren Überzeugungen widersprechen. Eine Studie von Sozialpsychologen der Universität Amsterdam, veröffentlicht in Nature, zeigt, dass ihr Vertrauen selbst in wirtschaftsfördernden Disziplinen geringer ist als bei liberalen Amerikanern. Kurze Maßnahmen zur Vertrauensförderung blieben weitgehend wirkungslos.

Die Wissenschaft hilft bei der Lösung großer Probleme wie Pandemien oder Klimawandel, doch fehlendes Vertrauen mindert die Akzeptanz ihrer Ergebnisse. Besonders seit den 1980er Jahren ist das Vertrauen konservativer Amerikaner in die Wissenschaft gesunken. Gründe dafür sind Konflikte mit politischen oder wirtschaftlichen Überzeugungen sowie die Wahrnehmung von Wissenschaft als linkes Unterfangen.

Symbolbild. Credits: Andrea Piacquadio/ Pexels
Symbolbild. Credits: Andrea Piacquadio/ Pexels

Die Forscher befragten rund 7.800 Amerikaner zu ihrem Vertrauen in 35 wissenschaftliche Berufe, von Biologen bis Atomphysikern, und verglichen die Ansichten von Konservativen und Liberalen. Zudem testeten sie fünf Maßnahmen, die das Vertrauen Konservativer stärken sollten, etwa durch Darstellung von Wissenschaftlern mit konservativen Werten oder Ergebnissen, die deren Überzeugungen entsprechen.

Die Ergebnisse zeigen: Liberale vertrauen in allen untersuchten Bereichen mehr als Konservative, selbst in industriebezogenen Disziplinen. Besonders groß ist die Kluft bei Klimaforschern, Medizinern und Sozialwissenschaftlern, wo Ergebnisse oft mit konservativen Idealen wie freier Marktwirtschaft oder traditioneller Sozialpolitik kollidieren. In technischen Bereichen wie der industriellen Chemie ist der Unterschied kleiner, doch auch hier bleibt das Vertrauen Konservativer geringer.

Keine der getesteten Maßnahmen konnte das Misstrauen Konservativer spürbar mindern. Dies deutet auf tief verwurzelte Skepsis hin, die durch kurze Interventionen kaum zu ändern ist. Die Forscher schlagen vor, stärkere, persönlichere Ansätze zu entwickeln, um die Relevanz der Wissenschaft für diese Gruppe klarer zu machen. Wie sich das Misstrauen langfristig entwickelt, bleibt ungewiss, doch die Studie unterstreicht die Herausforderung, Vertrauen in einer polarisierten Gesellschaft aufzubauen.

Original Paper:

Political ideology and trust in scientists in the USA | Nature Human Behaviour


Redaktion: X-Press Journalistenbüro GbR

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